Andrea Bender – entfernt verwandt
Eröffnung:
12.11.2024, 19 -21 Uhr
Zur Eröffnung spricht der Kunsthistoriker und Publizist
Dr. Ralf Christofori.
Ausstellungsdauer:
13.11.2024 – 28.2.2025
Die Galerie Sturm & Schober präsentiert ab 13. November neue Arbeiten der Malerin Andrea Bender. 1972 in Schotten / Hessen geboren, studierte sie an der Städelschule in Frankfurt am Main, an der Kunsthochschule Kassel sowie an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie als Meisterschülerin von Dieter Krieg ihr Studium abschloss. Stipendien führten sie nach Paris, Wien und Venedig. Seit 1998 war Andrea Bender in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland vertreten. Ihre Ausstellung mit dem Titel entfernt verwandt ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in der Wiener Galerie Sturm & Schober.Andrea Bender gehört zu den versiertesten Malerinnen ihrer Generation. Dass sie diese Gabe nicht um ihrer selbst willen zelebriert, hat sie in den vergangenen 25 Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Anziehungskraft, die von ihren Werken ausgeht, ist eine doppelte: Die Künstlerin bringt eine im positivsten Sinne eigenwillige und eigenartige Motivwelt auf die Leinwand, die sie mit herausragender malerischer Finesse ins Bild setzt. Ausgesuchte Details werden malerisch durchgearbeitet, an anderer Stelle verselbstständigt sich die Malerei, um nur Malerei zu sein.
In den ausgestellten Werken, die alle im vergangenen Kalenderjahr entstanden sind, versetzt uns die Künstlerin in eine Welt aus Märchenfiguren und Fabelwesen, Wannen und Würsten. Entfernt verwandt sind diese Sujets darin, dass sie in Andrea Benders motivischer Aneignung so gar nicht dem entsprechen, was man sich darunter vorstellt. Und das ist pure Absicht. Immer dann, wenn man es sich als Betrachter allzu wohltuend im schönen Schein ihrer Malerei eingerichtet hat, wird diese Vorstellung von der Künstlerin treffsicher durchkreuzt.
So gönnt die Künstlerin dem „Flötenspieler“ in seiner fleischigen Nacktheit einen tierischen Ringelschwanz; der kindliche Körper, der auf einem „Koffer“ sitzt, mündet in einen erwachsenen Kopf. Walt Disneys „Bambi“ wirkt wie mit dem Skalpell gemalt; das hölzerne Lächeln des ebenfalls bildfüllenden „Pinocchio“ gerät zur Frautze. Der Märchenkönig „Blaubart“, der seine Ehefrau einer tödlichen Prüfung unterzieht, findet sich in einem malerisch äußerst delikaten Gewimmel von Masken und Larven wieder, wie es sich James Ensor nicht treffender hätte ausdenken können.
Delikat im malerischen wie kulinarischen Sinne ist der mächtige „Schweinskopf“, der geradezu skulptural auf einem Küchentisch thront und darauf wartet, weiterverarbeitet zu werden. In dem monumentalen Werk „Lilien“ setzt Andrea Bender ein barockes Interieur prachtvoll ins Bild – auch wenn es mit der Pracht der Szenerie und der titelgebenden Lilien nicht mehr weit her ist. In der linken Bildhälfte entlädt sich eine malerische Gewitterfront, eine Gruppe Lakaien beobachtet überwältigt und verdutzt das Geschehen. Als Betrachter im Bild ergeht es ihnen genauso wie uns.
Andrea Benders Malerei ist delikat, aber gewürzt mit Ingredienzen, die im Abgang einen durchaus bittersüßen Nachgeschmack hinterlassen. Ihren Motivwelten haftet fast immer etwas irdisch Morbides und unterirdisch Groteskes an. All das trägt dazu bei, dass ihre Bilder einzig, aber alles andere als artig sind. Und das macht sie dann doch in Summe ausgesprochen einzigartig.
(Dr. Ralf Christofori)