No Place / Sequenzprotokoll
No Place/Sequenzprotokoll ist Teil der Ausstellungsreihe No Place World Tour.
Die Idee des Künstlers als Kurator könnte man als Gegengewicht zum wissenschaftlichen Ausstellen sehen. Deshalb war es für mich wichtig, die Ausstellung nach Prinzipien meiner eigenen Kunstproduktion zu gestalten. Der Titel Sequenzprotokoll ist dem Bereich der Filmanalyse entlehnt und bezeichnet den Überblick eines Films als Liste der einzelnen Sequenzen. Diese Aufgliederung ermöglicht es, den Gesamtaufbau zu verstehen und legt das Fundament für fundierte Interpretationen.
Die filmische Praxis der Zerlegung in einzelne Abfolgen ist integraler Bestandteil des Arbeitsprozesses der gezeigten KünstlerInnen. Dieses Denken in Serien beziehungsweise Werkgruppen erzwingt sowohl vom Produzenten als auch vom Betrachter spezifische Formen der Annäherung an Themen. Niemals kann die Gesamtheit der Arbeit anhand einer Abbildung bzw. eines Objektes nachvollzogen werden. Die BetrachterInnen sind gezwungen, sich im Raum zu bewegen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede der einzelnen Teilstücke wahrzunehmen. Es wird somit einerseits die konzeptuelle Herangehensweise unterstrichen, andererseits erlaubt es die Darstellung von Zeit bzw. die Betonung von Dreidimensionalität in zweidimensionalen Medien.
Die von Mel Bochner 1967 im Artforum postulierte Aussage „Serial order is a method, not a style“ wird aufgegriffen, hinterfragt und erweitert.
(Thomas Gänszler)
Das Projekt: No Place World Tour
Gemeinsam von fünf Galerien gefördert – Nueveochenta (Kolumbien), Arróniz (Mexiko), Sturm Schober (Deutschland & Österreich), NF/NIEVES FERNÁNDEZ (Spanien) und Galerie Sator (Frankreich) – wird die 4. Ausgabe von no place unter dem Titel no place world tour von Januar bis August 2024 stattfinden. Geplant sind kuratierte Ausstellungen in Madrid, Bogotá, Mexiko-Stadt, Wien und Paris, Romainville.
no place ist eine experimentelle Plattform für die Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Ziel ist es, dem Publikum durch ein alternatives Produktionsmodell neue Erfahrungen zu ermöglichen. Dabei wird die grundlegende Rolle der von den Galerien geleisteten Förderung betont. no place arbeitet nach einem kollaborativen System, bei dem die Werkzeuge, Teams und Ressourcen jedes Mitglieds allen anderen zur Verfügung stehen. Dies erfolgt in einem kollektiven Bestreben, Veranstaltungen zu produzieren und zu finanzieren, bei denen der Fokus vollständig auf den Werken der Künstler liegt, während die Galerien vom Austausch immaterieller Werte profitieren.
In diesem Sinne handelt es sich um ein beispielloses Experiment, mit dem die Galerien zur Transformation einer etablierten Realität beitragen wollen, wie sie typischerweise von allen Akteuren der Kunstwelt angestrebt wird.
Der Name no place bezieht sich auf Thomas Mores utopisches Werk „Utopia“, in dem er die Organisation einer idealen Gesellschaft projiziert. no place übernimmt eine Geste radikaler Vorstellungskraft, um die Verwirklichung eines Raums zu verfolgen, in dem das Erlebnis der Kunst und das kommerzielle Potenzial der Veranstaltung in Einklang stehen. Gleichzeitig handelt es sich um ein nomadisches Projekt, da jede Ausgabe in einer anderen Stadt und einem anderen Raum stattfinden wird.
Für die 4. Ausgabe wird no place ein ambitioniertestes Projekt feiern: die no place world tour. Beginnend in Paris hat die no place world tour am 14. Januar in der Galerie Sator in Komunuma eröffnet. Die Tour umfasst fünf Ausstellungen, die 2024 in fünf verschiedenen Ländern stattfinden. Zum Abschluss findet die Ausstellung in Wien statt.
www.no-place.me
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