Die Kunst braucht den Betrachter, um sich zu konkretisieren. Auch die konkrete Kunst. In dieser Konstellation hat sie die Möglichkeit, ganz bei sich zu bleiben und sich auf die Überzeugungskraft des faktisch Sichtbaren zu verlassen. Sie kann sich aber auch zum Betrachter hin öffnen, indem sie die Prämissen der Konkretion beherzigt und dennoch einen emphatischen Illusionismus beschwört.
Wolfram Ullrich hat in den vergangenen Jahren seine künstlerische Arbeit immer mehr in diese Richtung geöffnet. Das rationale Bemühen um formale Strenge ist ihm dabei ebenso wichtig, wie die irrationale Kehrseite ihrer Wirkung. So bestechen Ullrichs jüngste Reliefs zunächst durch ihre präzise Form und Farbgebung. Es sind Polyeder über trapezförmigen Grundflächen. An den Rändern wird ihr geometrischer Körper aus gebürstetem Stahl sichtbar, die Schauseite selbst ist mit einer monochromen Haut aus Lack und Acrylfarbe überzogen: blau, lachsfarben oder in erdigem Rostbraun.
Entfernt man sich sukzessive vom faktisch Sichtbaren, dann beginnen diese Reliefs sich unwillkürlich zu winden. Je nach Betrachterstandpunkt arbeiten sie sich in die Wand hinein oder aus ihr heraus, sie kippen und werden weich, beugen sich über schmale Schattenfugen dem Betrachter entgegen und verabschieden sich schließlich in die Schwerelosigkeit. Stark ist der illusionistische Sog, den diese Arbeiten ausüben. Aber die Fliehkraft der konkreten Kunst hält standhaft dagegen. Dank dieses wohl kalkulierten Antagonismus der Kräfte gelingt es Wolfram Ullrich, einer starken Tradition treu zu bleiben, ohne ihren Konventionen zu erliegen.
Ausstellungen, Projekte und Messen mit der Galerie
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HÖHENFLUG IN DER KRISTIANIA GARAGE WINTER 2023/24